Die Räumung des Außenlagers Dessauer Ufer

Ab März 1945 begann die SS mit der Auflösung der Außenlager des KZ Neuengamme, als alliierte Truppen auf Norddeutschland vorrückten. Die SS plante, die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen und die Häftlinge nicht in die Hände der Alliierten fallen zu lassen. Der Räumungsbefehl für das Außenlager Dessauer Ufer wurde am 14. April 1945 ausgeführt. Für die Häftlinge begann damit die letzte Phase der Haft, die von einer extremen Steigerung ihres Leids geprägt war. Die SS brachte sie zunächst in die Außenlager Spaldingstraße und Bullenhuser Damm und anschließend in Eisenbahnwaggons nach Bremervörde. Von dort mussten die Häftlinge zehn Kilometer zu Fuß nach Sandbostel zurücklegen. Am 29. April 1945 wurde das Lager Sandbostel von britischen Soldaten befreit. Daran erinnert sich der Überlebende Victor Baeyens:

„Ich bekomme nicht mehr alles mit, was passiert, bis auf den Tag des 29. April 1945. Ein ohrenbetäubender Lärm ertönt, es wird gepfiffen, gejubelt und gerufen. Jeder[,] der sich bewegen kann, geht hinaus. Die [Briten] betreten das Lager. Endlich befreit!! Die Angst vor einer möglichen Rückkehr der SS ist verschwunden. Nun sind wir wirklich frei!! Mit Mühe hieve ich mich aufs Fensterbrett. Draußen sehe ich ein-en Panzer und Soldaten in Tarnanzügen. Und um sie herum tanzende und jubelnde Kriegsgefangene und politische Häftlinge.“