IDU goes Freiraum@MKG – Auftakt

Auftakt zum Offenen Labor „Zeitkapsel Lagerhaus G“

wann? 1.-6.6.2021, jeden Tag 10-18 Uhr
wo? im „Freiraum“ des Museum für Kunst und Gewerbe (am Hauptbahnhof)
Kostenlos und offen für alle

Jetzt, wenn die Museen wieder öffnen, wollen auch wir, die Initiative Dessauer Ufer (IDU), die Diskussion um die Zukunft des Lagerhaus G in den physischen Raum zurückholen. Den Auftakt bildet ein offener Raum im „Freiraum“ des Museum für Kunst & Gewerbe vom 1.-6.6.2020, in dem sich Interessierte und Neugierige zum aktuellen Stand informieren und die IDU kennenlernen können.

Pandemiebedingt kann der Freiraum aktuell leider nur von wenigen Personen gleichzeitig besucht werden – dafür bucht bitte kostenlos ein Zeitfenster unter https://tickets.mkg-hamburg.de.  Kommt vorbei – und wenn das nicht geht, schaut online nach: Die ganze Woche wird auf unseren Social-Media-Kanälen begleitet.
Die Lesung mit Helen Epstein wird am 3.6. online stattfinden (siehe dazu auch das Facebook-Event ).

->>> Nach dem Sommer erwartet euch die IDU im Freiraum mit vollem Programm: Vom 21. September bis 3. Oktober finden im MK&G die offenen Laborwochen zur Zukunft des Lagerhaus G statt – mit einem Überblick zum Lagerhaus G, Biografien von inhaftierten Menschen, originalen Objekten, mehreren architektonischen Modellen, Fotos, Filmen und Audiomaterial, Utopien und Raum für eure Fragen, Ideen und Visionen. Weitere Infos werdet ihr ab Anfang September hier finden.

Unsere Kooperation mit dem Freiraum wird im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Dis/Kontinuitäten – Sichtbarkeit und Sichtbarmachung jüdischen Lebens im MK&G“ finanziert. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR sowie durch #2021JLID – Jüdisches Leben in Deutschland e.V. aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat.


Programm

Do, 3.6.2021

19-21:00 / Online / Zoom

Im Gespräch: Die Initiative Dessauer Ufer mit Helen Epstein

Helen und Franci Epstein in den 1970ern in NYC (Foto: Helen Epstein)

Die Autorin und Journalistin Helen Epstein hat vergangenes Jahr die bereits 1974 verfasste Autobiografie ihrer Mutter Franci Rabinek Epstein herausgebracht. Diese war Überlebende mehrerer nationalsozialistischer Konzentrationslager, unter anderem des Außenlagers Dessauer Ufer. Im Gespräch mit Lucy Debus und Lisa Hellriegel (beide Initiative Dessauer Ufer) spricht Helen Epstein über das Buch ihrer Mutter und ihre Bewegründe, sich für eine Veröffentlichung einzusetzen.

Das Gespräch findet in englischer Sprache und auf Zoom statt. Je nach pandemischer Lage auch als Übertragung im Freiraum.
Anmeldung zur Veranstaltung via Mail an freiraum@mkg-hamburg.de


Das Lagerhaus G, ein 24.000 qm großer Speicher für Kolonialwaren wie Kaffee, Tabak und Tee, wurde ab 1903 von der Hamburger Freihafen-Lagerhaus Gesellschaft am Saalehafen auf dem Kleinen Grasbrook errichtet. Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte neben anderen die Firma Reemtsma das Lagerhaus G als Rohtabaklager. In den Jahren 1944/45 war es als Außenlager des KZ Neuengamme Unterbringungsort für mehrere tausend Häftlinge, die bei der Trümmerbeseitigung kriegswichtiger Industriebetriebe und Infrastruktur eingesetzt wurden. Kaum ein Ort im Stadtgebiet ist so geeignet, an das Ausmaß der NS-Zwangsarbeit im Hafen in all seinen Facetten, vom Einsatz der KZ-Häftlinge über den der italienischen Militärinternierten bis zu anderen Zwangsarbeiter*innen zu erinnern und damit eine Leerstelle in der Hamburger Erinnerungskultur zu tilgen.

Auf dem Kleinen Grasbrook soll ab 2024 der nächste Teil der Hafencity gebaut werden, und somit rückt das Lagerhaus G aus dem Off eines aufgegebenen Hafenteils in den Fokus aktueller Stadtplanung.

Die Initiative Dessauer Ufer (IDU) setzt sich seit 2017 für den Erhalt und die Sanierung des Lagerhaus G sowie für die Einrichtung eines Lern- und Gedenkortes im Gebäude ein. Sie weist deutlich auf die historische Verantwortung der Stadt Hamburg für das Haus hin. Die IDU besteht aus einem Kreis von Historiker*innen, Künstler*innen, Bildungsarbeiter*innen, Architekt*innen, Stadtteilaktiven, Antifaschist*innen und All-rounder*innen. Die IDU forscht intensiv zum Lagerhaus G, führt vor Ort Gedenkveranstaltungen und Rundgänge durch und entwickelt eigene Vorschläge für seine künftige Nutzung.

Im Freiraum möchten wir die Ergebnisse unserer Arbeit durch verschiedene mediale Aufbereitungen, wie etwa Filme und Audiobeiträge, Texte, Fotos und Pläne, präsentieren und in partizipativen Formaten zur Diskussion stellen. Ein detailliertes Schnittmodell soll dabei die Ausmaße des Lagerhaus G aufzeigen sowie einen Eindruck der Innenansicht geben. Ebenso sollen die historischen Gleichzeitigkeiten des Lagerhaus G und des MK&G thematisiert werden.

Wir möchten mit euch ins Gespräch kommen über eine Erinnerungskultur und Stadtplanung von unten und zur Diskussion stellen: Wie kann beides für das Lagerhaus G neu gedacht und umgesetzt werden? Wir laden dazu ein, sich an Workshops zu beteiligen, Vortragsveranstaltungen und Exkursionen zu besuchen und sich über einen Ort zu informieren, an dem nur wenige Kilometer vom MK&G entfernt einst KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter interniert waren; einen Ort, der die Jahrzehnte nach Kriegsende fast unverändert überdauert hat, ohne je systematisch erforscht zu werden und der mittlerweile vom Verfall bedroht ist.

Die IDU tritt dafür ein, das Lagerhaus G für die Stadtgesellschaft zu öffnen und zu einem Ort der Begegnung zu machen. Das Haus hat mehr als eine Geschichte zu erzählen, über die Stadt, über den Hafen. Wir rufen dazu auf, Visionen und Konzepte zu entwickeln, die das Haus mit Leben füllen und zugleich seine Vergangenheit offenlegen und erfahrbar machen.

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